Foto: Martin Maier

17.08.2020
Die medizinische Versorgung als kommunalpolitische Herausforderung.

Auch der medizinische Sektor ist davon betroffen. Im wesentlichen gibt es drei Gründe, die in Zukunft eine Anpassung der ambulanten medizinischen Versorgungsstrukturen nötig macht. Wir haben prinzipiell einen Fachkräftemangel, nicht nur im Bereich der Pflege, sondern auch im Bereich des Personals für die Arztpraxen. Zusätzlich haben wir auch aktuell einen Mangel an Ärzten. Außerdem sind die jungen Ärzte nicht mehr bereit den Beruf so auszuüben, wie dies überwiegend von den noch praktizierenden Ärzten geschieht. Die nachwachsende Ärztegeneration ist weiblicher und mehr auf Lebensqualität bedacht. Die work life balance spielt auch hier eine zunehmend große Rolle. Außerdem sind die Ärzte in überwiegender Mehrheit nicht mehr bereit die zunehmenden wirtschaftlichen und finanziellen Risiken einer freiberuflichen Tätigkeit zu übernehmen. All dies hat Konsequenzen für die zukünftige Versorgungsstruktur. Die bisherigen Einzel- oder Doppelpraxen haben deshalb keine Zukunft mehr. Es werden größere Behandlungszentren entstehen müssen, sogenannte medizinische Versorgungszentren. Da die Ärzte das wirtschaftliche Risiko einer Praxisführung nicht mehr übernehmen wollen und deshalb überwiegend im Angestelltenverhältnis arbeiten wollen, muß die Finanzierung dieser Versorgungszentren von einer Betreibergesellschaft übernommen werden. Für die Stadt Lauf kommt noch erschwerend hinzu, daß die Hausärzte hier den höchsten Altersdurchschnitt im Landkreis Nürnberger Land haben. Viele Ärzte sind kurz vor der Erreichung des Rentenalters oder schon darüber. Einige praktizierende Ärzte sind schon über 70 Jahre alt. Hier werden in nächster Zeit dringend Nachfolger gebraucht,
Als Kommune ist man gut beraten, die Situation aufmerksam zu beobachten. Die medizinische Versorgung der Bevölkerung zählt zu den Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge. Hier sind auch die Städte und Gemeinden mit in der Verantwortung. Normalerweise sollte sich die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung unter der Regie der zuständigen kassenärztlichen Vereinigung ohne Zutun der öffentlichen Hand organisieren lassen. Da die nachfolgende Ärztegeneration jedoch neue Versorgungsstrukturen benötigt, kann hier die kassenärztliche Vereinigung diese Herausforderung nicht mehr alleine bewältigen. Ein intensiver Dialog mit allen Beteiligten ist deshalb nötig. Idealerweise findet man einen Bauträger, der die nötige Infrastruktur zur Verfügung stellt. Hier muß aber auch der Standort dieser neuen Zentren verteilt über das Stadtgebiet sorgfältig ausgesucht werden. Der Betrieb muß durch eine qualifizierte Betreibergesellschaft gewährleistet sein, um eine zukunftsfähige Lösung zu finden. In enger Zusammenarbeit mit Experten der verschiedenen Sachgebiete sind Lösungen zu erarbeiten.
Das dringlichste ist jedoch der Faktor Zeit. Sollten zwei oder drei der Hausärzte in Lauf kurzfristig ausfallen, so wäre eine gute Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet. Da dieser Zeitpunkt momentan nicht absehbar ist, muß man für eine solche Situation gerüstet sein.